Gibt es etwas Schöneres für einen Autor, als noch vor Veröffentlichung seines ersten Romans und der Lesepremiere beim Poetenfest mit einem renommierten Literaturpreis ausgezeichnet zu werden? Der Robert Walser-Preis ist Anerkennung auf höchstem Niveau, für etwas Reifes, Besonderes, Unverwechselbares. Und so heißt es in der Begründung der Jury zu Thilo Krauses Romandebüt „Elbwärts“: „Krause erzählt auf höchst eindringliche und sprachlich stimmige Weise von der Rückkehr an den zugleich vertrauten und fremd gewordenen Ort der Kindheit im Elbsandsteingebirge nahe der tschechischen Grenze und von der unvermeidlichen Konfrontation mit einem die Existenz überschattenden, in Schweigen eingemauerten Jugendtrauma. In Bildern von großer dichterischer Intensität gelingt es Krause, das Eintauchen-Wollen in eine unwiederbringlich verlorene, nicht mehr zu berichtigende Vergangenheit sinnlich fassbar zu machen.“
Wer den Roman schon angefangen hat zu lesen, kann der Lobeshymne nur beipflichten. „Elbwärts“ ist der Roman eines Autors, der aus eigener historischer und persönlicher Erfahrung schreibt, daraus aber literarische Funken schlagen kann, die selbst Leserinnen und Leser, die nicht wie Thilo Krause in der DDR geboren und dort zur Schule gegangen sind, erreichen. Er kam 1977 in Dresden zur Welt, lebt aber länger schon – nach dem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens (in Dresden und London) und seiner Forschungstätigkeit nach der Promotion an der ETH Zürich – in eben dieser Stadt.
Thilo Krause hat vor seinem Roman schon als Lyriker stark auf sich aufmerksam gemacht. Für seinen 2018 erschienenen Gedichtband „Was wir reden, wenn es gewittert“ erhielt er die renommierteste deutsche Auszeichnung für Lyrik, den Peter-Huchel-Preis. Seine Gedichte sind wahrnehmungsintensive, geradezu meditative Beschwörungen nicht nur von Naturerscheinungen, sondern von Dingen und Bewegungen, die unsere ganz alltägliche Umwelt betreffen. (H. St.)
Auszeichnungen u. a.: Heinz-Weder-Preis für Lyrik (2005), Werkjahr des Kantons Zürich (2009), Irseer Pegasus (2010), Schweizer Literaturpreis (2012), Werkjahr der Stadt Zürich (2013), Dresdner Lyrikpreis, Publikumspreis (2014), Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg, Werkbeitrag der Pro Helvetia (2016), Peter-Huchel-Preis (2019), Robert Walser-Preis (2020).
Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Und das ist alles genug“, Gedichte, Poetenladen, Leipzig 2012
– „Um die Dinge ganz zu lassen“, Gedichte, Poetenladen, Leipzig 2015
– „Was wir reden, wenn es gewittert“, Gedichte, Hanser, München 2018
– „Elbwärts“, Roman, Hanser, München, August 2020