„Sei klug und halte dich an Wunder“ – dies scheint Dota Kehr beherzigt zu haben, nachdem ein unbekannter Konzertbesucher ihr bei einem Auftritt jenen posthum veröffentlichten Gedichtband mit Texten von Mascha Kaléko (1907–1975) schenkte. Die Berliner Liedermacherin besorgte sich daraufhin Mascha Kalékos Debüt von 1933, „Das lyrische Stenogrammheft“, aus dem die meisten Gedichte stammen, die Dota schließlich vertonte. Anfang April erschien das Album „Mascha Kaléko“ mit 17 Gedichten der Meisterin der Neuen Sachlichkeit und den Melodien einer der besten zeitgenössischen deutschen Songwriterinnen. Mascha Kaléko schuf ihre Großstadtlyrik in den 1920 und 30er Jahren in Berlin, bevor sie als deutsche Jüdin nach New York emigrieren musste. Die schöne, einfache Sprache, Zeilen voller Heiterkeit und gleichzeitig Melancholie, Poesie und Menschlichkeit, Sehnsucht ohne Sentimentalität, mit einem Augenzwinkern und genauen Alltagsbeobachtungen, die schlichte Eleganz ihrer Dichtkunst findet sich in Dotas musikalischer Verneigung wieder. Dota Kehr ist in der Sparte „Text“ für den Deutschen Musikautorenpreis 2020 nominiert. Dass sie und ihre Band auch Komposition und Arrangement aufs trefflichste beherrschen, beweisen sie mit dem vorliegenden Album, das hoffentlich dazu beitragen kann, die zeitlose Strahlkraft von Mascha Kalékos Texten wieder mehr ins Bewusstsein zu rücken. „Ich tat die Augen auf und sah das Helle, / mein Leid verklang wie ein gehauchtes Wort. / Ein Meer von Licht drang flutend in die Zelle, / das trug wie eine Welle mich hinfort.“
DOTA: Mascha Kaléko. CD. Kleingeldprinzessin Records. Berlin, Apr 2020
Einlass: 18:00