Seit Friedrich Hölderlin wissen wir: Es ist zum Verrücktwerden in Deutschland mit der Dichtung. Hölderlin revolutionierte die Poesie in einer Zeit, in der in Paris erst Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit entdeckt wurden und kurz darauf der Terror tobte. Mit Hegel und Schelling bildete er in Tübingen die berühmteste WG der Welt. Bis auf den heutigen Tag sind keine Biografie und kein Werk geheimnisvoller geblieben als Leben und Schreiben von Friedrich Hölderlin. Und doch dichtete er so verständliche Verse wie „Dich lieb‘ ich, Erde! Trauerst du doch mit mir!“
Mit Hölderlin im Tornister zogen deutsche Soldaten in zwei Weltkriege. Für Martin Heidegger war Hölderlin kein Mann von gestern, sondern „der Dichter, der in die Zukunft weist“. Doch schon Robert Walser ahnte, man muss Hölderlin vor seinen Bewunderern in Schutz nehmen: „Hölderlin hielt es für angezeigt, d. h. für taktvoll im 40. Lebensjahr seinen gesunden Menschenverstand einzubüßen, wodurch er zahlreichen Menschen Anlass gab, ihn aufs Unterhaltendste, Angenehmste zu beklagen. Rührung ist ja etwas überaus Bekömmliches, mithin Willkommenes. Über einen großen und zugleich unglücklichen Menschen weinen, wie schön ist das! Wieviel zarten Gesprächsstoff liefern solche unalltäglichen Existenzen.“ Die Literaturkritikerin Anne-Dore Krohn und der Literaturkritiker Denis Scheck („Druckfrisch“, „Lesenswert“) beleuchten Größe, Glück und Unglück Friedrich Hölderlins und sorgen in ihrer Hölderlin-Revue dafür, dass der Dichter im Jahr seines 250. Geburtstags nicht vergessen wird.
Anne-Dore Krohn
Anne-Dore Krohn und Denis Scheck feiern Friedrich Hölderlin
Samstag, 29.08.2020
20:00 Uhr
Eintritt: 12,– / erm. 6,– Euro
Karten
Teilnehmer/innen der Veranstaltung: